Toskanischer Geheimtipp Monte Amiata

Morgens Skifahren, nachmittags Strand: Das funktioniert nicht nur in Hawaii, sondern auch in der Südtoskana.

Möglich macht es der 1738 Meter hohe Monte Amiata. Seine ebenmäßigen Flanken verraten bereits von weitem: Der dominante Berg auf halber Strecke zwischen Florenz und Rom ist ein Vulkan. Der ist zwar vor 180.000 Jahren das letzte Mal ausgebrochen, diverse heiße Quellen zu seinen Füßen und sogar ein Thermalkraftwerk zeigen aber, dass er durchaus noch Feuer hat. Die Hänge unterm Gipfel zeigen sich dagegen auch zu Ostern noch eiskalt. Grund genug für mich, dem Monte Amiata am Sonntag einen Besuch abzustatten.

Meer und Schnee sind hier wirklich nah beieinander: Die Autobahnfahrt von der Küste über Grosseto bis Paganico an der Superstrada Grosseto – Siena ist schnell erledigt, und ab da ist es gerade mal eine Dreiviertelstunde zur Sesselbahn am Prato Maceraie. Und die Webseite hatte recht. Während am Meer bereits die Freiluftcafés geöffnet haben, liegen nach 25 Minuten Kurbelei ab Castel del Piano durch einen der größten Buchenwälder Europas ein Meter Schnee an den Talstationen und zwei am Gipfel.

Am Palmsonntag lagen noch zwei Meter Schnee

An der zentralen Talstation Prato delle Macinaie herrscht dann fröhliches Chaos: Parkplätze gibt es keine, die Autos parken einfach die Straße entlang, dazwischen wuseln Kinder mit Schlitten, Paare schieben ihren Kinderwagen auf dem Schnee, Damen stolzieren mit Moonboots und Hund und zwischendrin gibt es immerhin auch einige Skifahrer.

Die stehen an einer altertümlicher Biglietteria an und wundern sich über günstige Preise. Der Ganztagsskipass kostet gerade mal 20, an Feiertagen 25 Euro. Er gilt für alle acht Lifte, aber wichtig sind eigentlich nur die beiden betagten Doppelsesselbahnen von Cantore und Macinaie. Beide surren in abenteuerlich schmalen Trassen durch den Buchenwald, bis sie sich unmittelbar unterm Gipfel, der “Vetta”, treffen. Beide Sesselbahnen sind zwar mehr als 50 Jahre alt, erschließen aber immer noch brav ein halbes Dutzend Abfahrten von fast 500 Höhenmetern und bis zu 2,3 Kilometern Länge.

Ordentliche Abfahrten, nachlässige Pistenpflege

Die Abfahrten haben durchaus Anspruch, vor allem auf der Direttissima unter der Macinaie-Sesselbahn purzeln die weniger standhaften Ski-Eleven reihenweise den Hang hinunter. Humor haben sie auch die Toskaner: Die beiden Hauptpisten heißen jeweils Canalgrande. Im Gegensatz zu den Bergbahnen sind die Schneekanonen auf neuestem Stand, während die Pistenpflege teilweise etwas zu wünschen übrig lässt. Die zehn Pistenkilometer wären in Tirol längst zu 25 vermessen worden. Jedenfalls gibt es bei ausreichend Schneelage genug Abfahrten für einen vollen Skitag.

Die anspruchsvolleren Abfahrten hat man fast für sich allein. Ein Großteil der Gäste ist Anfänger und tummelt sich an den handzahmen Talschleppliften. Boarder gibt es überraschend viele, sie finden neben dem Schlepplift Asso dei Fiori sogar ein paar Kicker. Freies Gelände ist am MOnte Amiata Fehlanzeige, weil die Hänge bis zum Gipfel hoch bewaldet sind, dafür ist aber teilweise schönes Tree-Skiing im lichten Buchenwald möglich. Viel Wettbewerb gibt es dabei nicht, die meisten Einheimischen kämpfen bereits mit den Tücken der Piste.

Einkehrtipp „Bar La Vetta“ mit hausgemachten Nudeln

Zum Einkehren gibt es am Amiata zwei Optionen: An den Talstationen warten jeweils ein rustikales Hotel und ein ebensolches Restaurant auf hungrige Mäuler, oder oben am Gipfel. Dort steht nicht nur ein wie ein kleiner Eiffelturm aussehendes Gipfelkreuz, sondern direkt daneben gibt eds auch zwei Rifugi – Berghütten.

Eindeutig die beste Wahl ist die Bar La Vetta, trotz ihres Namens ein vollwertiges Gasthaus mit wintergartenartigem Gastraum. Wirt Gigi ist ein bärtiges Unikum, er serviert hausgemachte Pici-Nudeln oder Polenta mit Pilzen oder Wildschwein, seine Himbeergrappa ist ebenso exzellent wie die Kuchen zum Dessert, die Preise sind moderat. Mit einem Wort: Das ist ein Einkehrtipp.

Nach Espresso und Grappa lohnt der kurze Weg neben dem Kreuz zum Aussichtsbalkon, acuh wenn zumindest wir dabei nicht das Meer sahen, sondern “nur” den Bolsenasee. Der Mann neben uns sagte, dass man das Meer bei entsprechendem Wetter vom Nebengipfel bei Maceraie sieht. Egal – der Blick hinunter in die Vorberge und in die Ebene ist auch so imposant.

Und nach dem Skitag in die heißen Quellen von Saturnia

Was tun nach einem solchen südlich-sonnigen Skitag? Auf der Rückfahrt bietet es sich an, die Strecke über Saturnia zu wählen. Die dortige Top-Attraktion ist zwar eindeutig kein Geheimtipp mehr, aber nach dem Skifahren besonders willkommen: ein Bad im 32 Grad warmen Wasser der heißen Quellen von Saturnia. Zwei Kilometer außerhalb des Orts stürzt an einer alten Mühle ein Wasserfall in pittoreske Sinterbecken.

In diesen dampfenden Becken aalen sich ganze Großfamilien, manche haben sogar ihr Picknick dabei. Das Ganze ist natürlich längst reglementiert, es gibt einen (kostenlosen) Parkplatz, dazu Mülleimer und gekieste Zuwege. Aber es wird immer noch keine Eintittsgebühr erhoben und es gibt auch keine Schließzeiten – bei Vollmond ist sogar nachts um drei Uhr noch Hochbetrieb.

(hwr)

Mehr Informationen:

Offizielle Webseite mit Schneebericht: http://www.amiataneve.it/

Pistenplan: http://www.amiataneve.it/images/mappa2013.jpg

 

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