Alpbachtal und Wildschönau: Ein entspanntes Paar

Wenn ich an Juwelen denke, dann kommen mir die britischen Kronjuwelen in den Sinn, an denen man auf einem albernen Förderband vorbei geschoben wird, damit die Nächsten auch einen Blick erhaschen können. An Skifahren denke ich dabei eher nicht. Parallelen gibt es höchstens, weil ich auch einen Skigebietsnamen albern finde: das “Ski-Juwel”. Aber ich fahre ja nicht auf einem Namen Ski, sondern in einem Skigebiet – und dieses ist gut.

Vor zehn Jahren – 2012 – schlossen die Alpbachtaler Bergbahnen ihr Gebiet Wiedersbergerhorn mit dem Schatzberg auf Wildschönauer Seite zusammen. Seitdem werben die beiden Talschaften mit einer Gesamtpistenkilometerzahl über der imageträchtigen 100-Kilometer-Marke: Exakt 109 sollen es sein. Weil da auch die beiden kleinen Skigebiete Reither Kogel auf Alpbacher Seite und Markbachjoch auf Wildschönauer Seite großzügig dazu gezählt werden, bleiben zusammenhängend “nur” 91 Kilometer – aber auch die reichen natürlich für einen schönen Skitag.

Also denn: Vormittags auf den Schatzberg, nachmittags aufs Wiedersbergerhorn, das ist der Plan. Deshalb soll das Auto strategisch in die Schnittstelle gesteuert werden, und die ist ganz eindeutig Inneralpbach, ganz hinten im wildromantischen Alpbachtal. Das Navi-Ziel ist deshalb die Bahn von dort auf den Schatzberg, die auf dem Plan schlicht J1 heißt und in der Legende noch prosaischer “Verbindungsbahn”. 

Diese Bahn ist allerdings vor Ort zwar gut zu sehen, weil die Kabinen über die Straße schweben, aber nicht einfach zu finden. Nachdem wir einmal erfolglos gekreist sind, schalten wir das Navi aus und fragen einen Einheimischen. Der lotst uns lachend auf den Parkplatz der (gut ausgeschilderten) Pöglbahn und erklärt, dass wir dort die Karten erwerben und so tun müssen, als wollten wir zum Wiedersbergerhorn. Kurz vor dem Einstieg, bereits auf der Piste, öffnet sich rechterhand ein straßentunnelartiger Durchgang. Und ab dort ist die Bahn zum offenbar doch nicht so geliebten Nachbarn auch ausgeschildert. Es sind eh nur noch 50 Meter …

Warum die Alpbachtaler nicht selbst schon viel länger eine Bahn auf ihren Osthang gebaut hatten, wird bereits nach einem genaueren Blick auf die Karte und noch deutlicher in der Realität klar. Eine Abfahrt gibt es nur bis zur Mittelstation. Wechselwillige Skifahrer müssen also auch bergab zwischen Mittel- und Talstation die Bahn nehmen – außer sie kurven verbotenerweise durchs großflächige Forst-Sperrgebiet, was ausweislich der vielen Spuren im Schnee durchaus einige machen. Wir aber natürlich nicht.

Oben angekommen, erweist sich der Schatzberg als überschaubares und trotzdem attraktives Pistenrevier. Zumindest bei den perfekten Schneeverhältnissen wie wir haben, geht es genussvoll in weiten Schwüngen die mittelschwer markierte Talabfahrt über mehr als 1000 Höhenmeter hinunter und danach ins breite, baumlose Terrain links und rechts der beiden Sesselbahnen “Hahnkopf” und “Gipfelbahn”. Der Schlepper rechterhand der Schatzbergbahn war bei unserem Besuch geschlossen, er dürfte, wenn geöffnet, weitere Tiefschneepfründe eröffnen.

Nachdem wir das alles abgeritten haben, ist es Zeit zum Mittagessen. Wir kehren im Berggasthof “Gipfö-Hit” ein, der trotz seines Namens (der vermutlich von der selben Werbeagentur stammt wie das Ski-Juwel) genau das bietet, was der Skifahrer mag: eine vielseitige Karte (sogar für Vegetarier), fixe und freundliche Bedienungen, reale Preise und – das wichtigste: ordentliche, tatsächlich gekochte und nicht aus der Tiefkühltruhe geholte Gerichte. Sowohl der Stramme Max, der hier wie das Haus “Gipfö-Hit” heißt, als auch die fußballgroßen Spinatknödel waren empfehlenswert, wenn es auch beim Knödel die Hälfte der Butter genauso getan hätte. Und der Blick von der Terrasse auf den Alpenhauptkamm ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Da verzeihen wir sogar den Namen des Lokals.

Nachmittags geht es weiter aufs Wiedersbergerhorn: Das Skigebiet müsste sich eigentlich Gmahkopf nennen, denn auf selbigem Vorberg des Horns laufen sechs der sieben Bahnen des Gebiets zusammen. Die Paradestrecke ist natürlich die ebenfalls gut 1000 Höhenmeter umfassende Talabfahrt in den Alpbacher Ortsteil Außerland, die allerdings, wenn man das Haar in der Suppe finden will, nicht ganz so flüssig verläuft wie das Pendant auf Wildschönauer Seite. Richtung Tal wird der Schnee auch härter. Und die Bahnen sind – mit Ausnahme der erst 2014 entstandenen Gmahbahn – allesamt rüstig, aber in die Jahre gekommen. Die Direttisima vom Gmahkopf zurück nach Inneralpbach, wo unser Auto steht, verhindert ein weiteres großes Sperrgebiet. Und so muss die Inneralpbacher Abfahrt einen großen Bogen machen – nicht gut für den Fluss der Abfahrten.

Das Beste kommt allerdings zum Schluss: Wer nicht genau hinsieht, der könnte den “Hornlift 2000” leicht übersehen. Er ist der einzige, der auf Alpbacher Seite nicht auf den Gmahkopf zielt, sondern ein Stück weiter hinten im Tal und, wie der Name schon sagt, kurz unters echte Wiedersbergerhorn führt. Hin kommt man nur über einen besseren Ziehweg (und zurück über einen schlechteren), aber die Mühe lohnt sich. Oben öffnet sich über den Grat der Blick ins Zillertal mit Hochfügen und Kaltenbach. Der Pistenplan verzeichnet mindestens vier rote und schwarze Abfahrten. In der Praxis öffnet sich ein Himmelreich des freien Geländes. Bei unserem Besuch war gerade mal eine Piste im weißen Eldorado präpariert, den Rest hat man glücklicherweise gelassen, wie der Pistengott ihn schuf. Ein Traum!

(hwr)

https://www.alpbachtal.at/de, https://www.wildschoenau.com/de, https://www.skijuwel.com/de, https://www.gipfoehit.at

Schatzbergbahn und -piste mit Blick auf die Wildschönau, hinten der Wilde Kaiser. Foto: H.-W. Rodrian

Schatzbergbahn und -piste mit Blick auf die Wildschönau, hinten der Wilde Kaiser. Foto: H.-W. Rodrian

Fußgängerunterführung unter der Pöglbahn zur etwas versteckten Verbindungsbahn in die Wildschönau, Inneralpbach. Foto: H.-W. Rodrian

Fußgängerunterführung unter der Pöglbahn zur etwas versteckten Verbindungsbahn in die Wildschönau, Inneralpbach. Foto: H.-W. Rodrian

Fußweg von der Verbindungsbahn in die Wildschönau zur Pöglbahn, Inneralpbach. Foto: H.-W. Rodrian

Zwei Bauernhöfe im Alpbachtal. Foto: H.-W. Rodrian

Alpbachtal, hinten das Inntal im Nebel. Foto: H.-W. Rodrian

Links Alpbachta l- rechts Wildschönau: die Verbindungsbahn beider Skigebiete. Foto: H.-W. Rodrian

Blick vom Brandegglift auf Dauerstoaalm und Bergstation Wiedersbergerhornbahn, Gmahkopf, Alpbachtal. Foto: H.-W. Rodrian

Bergstation der Gipfelbahn, Schatzberg, Wildschönau. Foto: H.-W. Rodrian

Blick vom Brandegglift auf Dauerstoaalm und Bergstation Wiedersbergerhornbahn, Gmahkopf, Alpbachtal. Foto: H.-W. Rodrian

Schild „Ein herzliches Griaß di am Schatzberg“, Schatzbergbahn, Wildschönau. Foto: H.-W. Rodrian

Sprachlich verirrt, kulinarisch top: das Berggasthaus Gipfö-Hit, Schatzberg, Wildschönau. Foto: H.-W. Rodrian

Sprachlich verirrt, kulinarisch top: das Berggasthaus Gipfö-Hit, Schatzberg, Wildschönau. Foto: H.-W. Rodrian

Schrift „Wir leben alle unter einem Himmel, aber nicht alle haben denselben Horizont“ im Berggasthof Gipfö-Hit, Schatzberg, Wildschönau. Foto: H.-W. Rodrian

Sprachlich verirrt, kulinarisch top: das Berggasthaus Gipfö-Hit, Schatzberg, Wildschönau. Foto: H.-W. Rodrian

Signature-Dish „Gipfö-Hit“ im Berggasthaus Gipfö-Hit, Schatzberg, Wildschönau. Foto: H.-W. Rodrian

Alpbachtaler Heumilchkäserei, Reith, Alpbachtal. Foto: H.-W. Rodrian

#Schnee_und_mehr #schneeundmehr #snowandmore #Skiatlas #schneezeiten #Alpbachtal #Wildschönau #SkiJuwel #Gipföhit #Österreich #Tirol #Gmahkopf #Wiedersbergerhorn #Schatzberg

Schneezeiten gibt es auf Instagram https://www.instagram.com/schneezeiten/?hl=de und auf Facebook https://www.facebook.com/schneeundmehr/
Infos über das Skigebiet Alpbachtal-Wildschönau Ski Juwel findet ihr in dem eSki-Magazin „Schnee und mehr – Der Skiatlas“, kostenlos im Apple App Store und bei Google Play. Web-Viewer zum Schnuppern: Schnee und mehr – Der Skiatlas.