Skigebiet Winklmoosalm-Steinplatte: Slalom um die Einreiseverordnung

Der Parkplatz am Seegatterl ist an diesem Montagmorgen so voll, als ob es was kostenlos gäbe. Und an allen sechs Kassen haben sich Schlangen gebildet wie beim Aldi am Aktionsmontag. Woran das liegen mag? Zum Teil natürlich daran, dass der Skipassverkauf mit 2G-Nachweis und Ausweiskontrolle deutlich länger dauert als ohne. Aber den Hauptgrund raunt mir meine einheimische Gegenüber in der Kabinenbahn hoch zur Winklmoosalm zu: “Da sind massig Tagesausflügler dabei, die keinen Booster haben. Die trauen sich momentan nicht an den Wilden Kaiser und ins Zillertal.” Und als ich frage: “Brauchen sie denn hier nicht auch 2G plus?”, da grinst sie nur.

Tatsächlich steht weder auf der Webseite noch an der Kasse ein Wort von 2G plus. Sondern nur dies: “Bitte halten Sie beim Skipasskauf an der Kasse den 2G-Nachweis und ihren Ausweis bereit. Weitere Kontrollen werden bei uns und auf der Steinplatte nicht durchgeführt.” Dabei braucht jeder, der nicht nur den “kleinen” Skipass für die zwei Sesselbahnen und den Kurvenlist auf der bayerischen Winklmoosalmseite kauft, sondern den “großen” auch für das Hauptgebiet auf der Tiroler Seite, zur Nutzung desselben “2G” und Test oder Boosterung. Schließlich handelt es sich auch beim Übertreten der Grenze auf Ski um eine offizielle Einreise nach Österreich. Und anders als am Fellhorn zwischen Oberstdorf und Kleinwalsertal ist hier, zwischen Reit im Winkl und Waidring, der kleine Grenzverkehr auf der Piste nicht von den strikten österreichischen Regelungen ausgenommen.

Wo aber kein Kontrolleur ist, da gibt’s auch keine Strafe. Zumindest als ich über die weiße Grenze auf die Tiroler Skigebietsseite wechsle, sitzt da nur ein Bergbahnbediensteter, der aufpasst, dass alle brav den großen Skipass gekauft haben. Vor einigen Wochen hatte die Lokalzeitung unter dem Titel “Teure Schwünge in Tirol” noch geschrieben, dass beim Grenzübertritt ohne Booster oder negativen PCR-Nachweis Strafen von bis zu 1450 Euro drohen, aber gleich noch den Bergbahnbetreiber zitiert: Der wusste auch nichts von Kontrollen im Skigebiet.

Nachdem das also geklärt ist, stelle ich auf beiden Seiten des Skigebiets fest, dass sich die Wintersportler auf den Pisten und an den Bergbahnen gut verteilen. Länger als 20 Sekunden bin ich den ganzen Skitag lang nicht angestanden. Das wiederum liegt ebenfalls an einem Tiroler: Der bald 93-jährige Bergbahnboss André Brandtner hat “seine” Steinplatte in den vergangenen Jahren mit so vielen neuen Sesselbahn gepimpt, dass man vermutlich auch ein Fußballstadion voller Skifahrer auf einen Schlag wegbefördern könnte. Mit der Kapellenbahn gibt es neuerdings einen zweiten Achtersessel in dem gerade mal (einschließlich Winklmoosalm) 42 Pistenkilometer großen Gebiet. Die Kapellenbahn wurde offiziell im Coronawinter 2020/21 in Betrieb genommen; aber der war für deutsche Skifahrer nun wirklich unendlich weit entfernt.

Eins muss man dem Bergbahnpersonal zugestehen: So leger sie auch mit der österreichischen Einreiseverordnung umgehen, so ernst ist es ihnen mit der Pistenpräparierung. Egal wo man hinfährt: Alles ist perfekt gebügelt. In der Mitte zwischen den beiden Achtersesselbahnen schwingt es sich himmlisch leicht, an den beiden Rändern – Schwarzlofer und Plattenkogel – geht es etwas sportlicher zu. Auch da, wo angeblich eine schwarze Piste runter geht (unterm Sechsersessel Plattenkogel), hat man dank der unermüdlichen Pistenpfleger nie das Gefühl, dass es wirklich anspruchsvoll wird. Einziger Wermutstropfen: Die Schwarzlofer-Sesselbahn steht seit Wochen – aber es geht letztlich nur eine Abfahrt dadurch verloren.

Im Gegensatz zur Pistenpflege sind die großen Bergbahnrestaurants Panoramatenne und Kammerkör eher alpine Durchschnittsware. Doch Kenner der Szene zieht es sowieso in die Randgebiete. Auf bayerischer Seite ist es das Almstüberl auf der Winklmoosalm und sein vielgelobter Krustenbraten. Wir sind diesmal aber auf der Tiroler Seite in der Stallenalm eingekehrt. Das ist definitiv keine “urige Berghütte”, wie es die Bergbahn-Webseite (www.steinplatte.tirol/de/gastronomie.html) postuliert, sondern ein Designer-Berggasthof, wie er auch Lech oder Kitzbühel gut zu Gesicht stünde. Aber das Essen schmeckt, die Bedienungen haben den Laden im Griff, und bezahlbar ist es auch noch. Was will man mehr?

(hwr)

https://winklmoosalm.de, https://www.steinplatte.tirol, https://www.almstueberl.de/2013-07-02-13-39-19.htm, https://www.stallenalm.com, https://www.kitzbueheler-alpen.com/de/pital/waidring.html, https://www.reitimwinkl.de

Skigebiet Steinplatte mit Wildem Kaiser. Foto: H.-W. Rodrian

Zentrale Drehscheibe Kammerkör, Skigebiet Steinplatte. Foto: H.-W. Rodrian

Skifahrer im Gelände oberhalb der Steinbergabfahrt, Skigebiet Steinplatte. Foto: H.-W. Rodrian
Snowboarder rasten am Gipfel, Skigebiet Steinplatte, hinten Wilder Kaiser
Snowboarder rasten am Gipfel, Skigebiet Steinplatte, hinten Wilder Kaiser. Foto: H.-W. Rodrian
Skigebiet Winklmoosalm, Grenzübergang zur Steinplatte. Foto: H.-W. Rodrian

Skigebiet Winklmoosalm. Foto: H.-W. Rodrian

Skigebiet Winklmoosalm. Foto: H.-W. Rodrian
Skigebiet Steinplatte, hinten Plattenkogelbahn. Foto: H.-W. Rodrian
Blick auf den Wilden Kaiser, Skigebiet Steinplatte. Foto: H.-W. Rodrian

Skigebiet Steinplatte mit Wildem Kaiser. Foto: H.-W. Rodrian

Steinbergabfahrt, Skigebiet Steinplatte. Foto: H.-W. Rodrian
An der Kasse, Skigebiet Winklmoosalm. Foto: H.-W. Rodrian

Schneewanderweg zur Aussichtsplattform, Skigebiet Steinplatte. Foto: H.-W. Rodrian
Schneewanderweg zur Aussichtsplattform, Skigebiet Steinplatte. Foto: H.-W. Rodrian

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